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Bloggomanie (reloaded)

Im Oktober 2006 habe ich mit dem Text „Bloggomanie“ meine damalige Einschätzung der verschiedenen Bloggertypen vorgelegt. Inzwischen sind einige Monate vergangen und die Liste bedarf einer dringenden Überarbeitung. Diese liegt hiermit nun in ihrer zweiten Version vor.

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1. Der dauersülzende Bloggott
Um zu dieser Kategorie zu gehören, mußt Du wenigstens 20 Postings jeden Tag verfassen. Am Besten abonnierst Du 280 Feeds und suchst Dir die am wenigsten interessanten Themen zusammen, um dann die banalsten Selbstverständlichkeiten als berichtenswerte Sensation zu verkaufen.


2. Der Verquaste
Wie sein Name schon verrät, schreibt er absolut verquast, unverständlich und wirr. Dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, ob er über politische Themen, die Medien oder seine Träume der letzten Nacht scheibt; verstehen wird ihn sowieso keiner, aber alle werden ihn lesen. Sätze in seinem Blog lauten z.B.: „Morgencreme, wie konnte das passieren. Lag es an der Dusche oder an Elvira? Sie war der Guß auf meinem Haupt und die Sonne schien doch lange in der kalten Hand. Wahrheit liegt auf einem anderen Planeten, dort aber an der Rückseite des irrealen Seins!“ Es könnte aber auch heißen: Die mangelnde Solidarität des Hartz-IV-Proletariats unserer faschistoiden Kapitalistengesellschaft an den Sozialbedingungen der nicaraguanischen Arbeiterbewegung stimmt mich traurig.

3. Der Aktionist
Der Aktionist hat alle paar Wochen eine sensationelle Idee. Entweder er erfindet etwas ganz doll Neues, wie zum Beispiel ein Stöckchen oder er lädt alle Welt dazu ein, ein „Interview“ auszufüllen, an einer „Studie“ teilzunehmen oder an einem Blog-Carneval teilzunehmen. Die Ergebnisse des Ganzen interessieren ihn überhaupt nicht, Hauptsache möglichst viele Blogger springen darauf an und verlinken ihn.

4. Die Profi-Blogger
Die Redaktion erarbeitet publikumswirksam und populistisch ihre Themen. Eigentlich ist das gar kein Weblog, sondern nur ein Outlet für Nebenbeibotschaften zur Vermarktung eines Produktes oder der geschalteten Anzeigen. Gern nimmt sich die Redaktion kritisch anderer Medien (TV oder Presse z.B.) an, findet jeden Tag Unglaublichkeiten erster Güte, über die sich die Kommentatoren pflichtschuldig aufregen. Bleibt die Frage: Wenn sich alle aufregen, wer schaut/liest dann eigentlich die bekritelten Medien?

5. Die Bloggine
Weiblich muß man sein, das Blog muß bei einem großen Anbieter aus dem Fertigbaukasten kommen, stutenbissig muß man sein und man muß im WordPress-Forum mit der Frage glänzen: „Wie komm ich in das Blog denn rein, wenn das Theme auf Layout rückwärts gestellt ist? Mein FTP hab ich schon auf PHP gestellt.“

6. Der Empörte
Jedes Thema ist ihm recht, Hauptsache er kann sich drüber aufregen, Empörung zeigen und um Beifall buhlen. Egal ob es um alte Männer in Rollstühlen, Gott oder Big Brother. Er ist mit allem unzufrieden, vor allem mit sich selbst. Schäuble, Bush und Merkel kommen in jedem Artikel gleich mehrfach vor und können gar nicht genug Quatsch absondern, damit der Politblogger genug Futter hat. Gerne ist er auch mal gegen Rechts, gegen die Unterdrückung von Minderheiten und sowieso gegen alles. Vor allem aber ist er für die Befreiung der tibetanischen Hochlandlamas! Wichtig ist nur, daß er jeden Tag eine neue himmelschreiende Gerechtigkeit anprangern kann, selbstverständlich völlig unlustig, in holprigem Deutsch, aber in jedem Fall unter dem Mäntelchen der Satire. Denn wenn ja Satire drübersteht, dann kann ja nix passieren…

7. Der Aufgebeblogger
Hat ein tolles neues Weblog installiert und der einzige Artikel vom September 2003 lautet: „Die ist ein neues WordPress-Blog!“

8. Der im Fernsehen Gewesene
Er hat ein absolut fades und nichtssagendes Blog. Aber weil er auch noch einen faden und nichtssagenden Beruf hat, schreibt er auch noch fade und nichtssagende Artikel. Das weckt natürlich das Interesse der faden und nichtssagenden Medien, die diesen Blogger immer mal wieder mit der Kamera begleiten und interviewen. So kommen täglich bis zu 6.000 Besucher auf seine Seiten und lesen seine faden und nichtssagenden Artikel. „Morgen bin ich wieder im Fernsehen!“ „Boah ey!“

10. Die Nette
Hinterlässt in hunderten Blogs ein „Grüßchen“, beendet jeden Satz mit einem Smileys oder *LOL* und kennt alle Kochrezepte. Sie schaut „Desperate Housewives“ und ist Fan von Florian Silbereisen, Roger Cicero und Mark Medlock. Männer sind ja sowas von doof, findet sie und wartet gleichzeitig auf den einen wahren Prinzen. Sie strickt, trinkt Rotwein, riecht wie eine Duftkerze im Aromarausch und zieht sich, wenn mal nicht „Desperate Housewives“ kommt, gerne mal mit einem ‚guten Buch‘ in ihre Badewanne zurück, die sie liebevoll mit 60 Teelichtern auf dem Rand illuminiert hat. Mensch Alte, geh anbaggern!Von ihr erfahren wir auch so wichtige Dinge, wie die Krallenlänge ihrer Katzen, die Stuhlgangprobleme ihres Katers (oder ihre eigenen) und natürlich bekommen wir wunderhübsche Fotos von Muschel und Mietz zu sehen. Muschi wäre interessanter!

11. Die Blogroll-Hure
Was tut er nicht alles um bei TechnoSCHRATi ganz nach oben zu kommen! Er kommentiert sogar Feministinenblogs und bei den christlich-lomoexuellen alleinerziehenden ehemaligen Pfarrern mit Migrationshintergrund. Hauptsache er wird viel verlinkt. Auch seine Blogroll umfasst 700 Einträge und er schreibt auch gerne mal andere Blogger an: „Interesse an Crossverlinkung?“

12. Der neidische Keiner-liest-mich-Blogger
…schreibt sich jeden Tag die Finger wund, um seine 3 Stammleser und 2 Kommentatoren mit netten Alltäglichkeiten: „Heute war Sonntag!“ oder -falls weiblich- „Ich habe meine Tage!“ zu erfreuen. Er ärgert sich gerne auch mal öffentlich über mangelndes Leserinteresse und beschimpft alle Blogs mit mehr Traffic generell als Kommerzblogger, die in der Google-Ursuppe nach Publikum fischen. Die gut besuchten Blogs sind für ihn Grabräuber, Goldgräber oder Kommerzhuren, deshalb hat er auch 20 Gurgel-Ätzend-Anzeigen auf seiner eigenen Seite.

13. Der Einzeilenblogger
Er schreibt immer nur eine einzige Zeile mit einem Link auf eine externe Seite.

14. Der Intelligenz-Blogger
Den such ich noch.

Die folgenden Klassifizierungen bedürfen noch der Überarbeitung. Bis dahin lasse ich sie mal so stehen:

Der Schnittbroterfinder
Dieser Blogger hat schon alles gesehen, weiß alles, kann alles. Dem kann keiner was Neues erzählen. Deshalb schreibt er immer so, als könne ihm sowieso niemand das Wasser reichen. Er hat sein Blog schon seit 1981 und schrieb schon über alles. Heute reicht es, wenn er sich quasi nur noch selbst zitiert.

Der Berufsblogger
Gerne ist der mal Rechtsanwalt, Werbefachmann oder auch mal aus der IT- oder Versicherungsbranche. Im Grunde will der nur seine Dienstleistung verkaufen. Diese Blogs lese ich manchmal sehr gerne, nur um wieder einmal mehr froh darüber zu sein, dass ich bestimmte Berufe nicht ergriffen habe.

Der Ein-Themen-Sonderling
Er widmet sich in seinem Blog nur einem einzigen Thema. Das kann seine besondere sexuelle Orientierung sein, ein Haustier, irgendein Ballerspiel oder auch seine linke große Zehe.
Dafür erfahren dann alle Leser alle sinnfreien Aspekte seines armseligen Lebens.

Der Blinkeblogger
Jeden Tag ein neues Theme, dafür dann aber 256 Plugins und alles blinkt und leuchtet in 34 verschiedenen Schrifttypen und -größen. Er will nicht schreiben, sondern installieren. Ihm ist es auch egal, wie das Blog aussieht, Hauptsache er wird automatisch per SMS jede Nacht um eins darüber informiert, wie oft sein Gurgel-Ätzends geklickt wurde.

Man lese auch bitte den Artikel Schubladendenken

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Kaufen, kaufen, kaufen! Meine Kinder haben Hunger, meine Frau will neue Schuhe!


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

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Da das Dreibeinblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.

Deshalb stehen rund 2.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 8 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 16. Juli 2013 | Peter Wilhelm 16. Juli 2013

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