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Spitze Feder

Uschi mach keinen Quatsch

Ach Uschi,

das Große, Gravitätische wurde ihr als Tochter aus bestem Hause bereits in die Wiege und jede Menge Cash ins Portemonnaie gelegt. Bereits ihr hochgeehrter Herr Papa Ernst Carl Julius Albrecht konnte auf die lange Tradition einer schwerreichen Familie zurückblicken. Er war Ururenkel des Bremer Großkaufmanns Baron Ludwig Knoop und leitete 14 Jahre lang als Ministerpräsident die Missgeschicke von Niedersachsen mit dem entsprechenden Salär und lukrativen Verbindungen, denen er eine stattliche Anzahl von Medaillen, Verdienstkreuze und weiteren Nippes am Revers verdankt.

Der Geschäftssinn und die Fruchtbarkeit derer von Albrecht sind legendär, und so war es nur stringent, dass die kleine Uschi standesgemäß den Medizin-Professor und Unternehmer Heiko von der Leyen ehelichte, es ihren Eltern gleichtat und mit der stattlichen Anzahl von ebenfalls sieben Kindern die Linie fortsetzte. Aufgrund ihrer unermüdlichen Energie (und vermutlich einem größeren Hofstaat von Bediensteten) gelang es ihr mit Bravour, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und die große Volksschauspielerin Inge Meysel als Mutter der Nation auf die Plätze zu verweisen.

Und da sich Ursula Gertrud von der Leyen (vulgo Bundes-Uschi) aufgrund ihrer edlen Abstammung und ihres wohlklingenden Namens zu Höherem berufen fühlte, machte sie mit ihrem Nimbus der unbesiegbaren Amazone eine steile Karriere in der Politik. Ihr schwindelerregendes Tempo, das sie dabei an den Tag legte und immer noch legt, macht es dem Beobachter schwer, festzuhalten, aus wie vielen gutdotierten Positionen sie dereinst ihr üppiges Ruhegeld beziehen wird.

Nun ist Uschi bei der Truppe, sprich Bundesverteidigungsministerin, also quasi die oberste Drillich-Trägerin und hat ein massives Problem mit ihrem Duktus. Nein das ist keine bakterielle Entzündung der Nebenhöhle oder ähnlich Krankes. Das könnte sie als studierte Medizinerin mit zweifelhafter Promotion mal eben selbst behandeln. Duktus ist die Art, wie jemand denkt, spricht, sich darstellt.

Als Bundesfamilienministerin konnte sie noch relativ ungestört ihrem feudalistischen Dünkel aus der Zeit als niedersächsische Sozialministerin frönen und die eine oder andere Sozialleistung mal eben ersatzlos streichen. Der Gas-Magnat und ehemalige Bundeskanzler Gerhard Fritz Kurt Schröder, seines Zeichens auch ein Niedersachse, hatte das Familienressort seinerzeit fachkundig als Gedöns bezeichnet, und so konnte Uschi ihr krudes Herrenmenschengehabe noch einigermaßen unbehelligt ausleben.

Das ist jetzt vorbei, denn die Truppe ist eine ganz andere Baustelle. Klare Strukturen, eiserne Befehlsketten und ein Universum von Vorschriften und Verordnungen. Da sind die Möglichkeiten der Tochter aus gutem Hause, in der Stauffenberg Straße zu Berlin nachhaltigen Eindruck zu schinden extrem eingeschränkt. OK, die Sachen mit der Wellness-Kaserne, den Teilzeit-Scharfschützen, mit Kita-Plätzen für die Damen der schlagenden Verbindung, dem schnellen Internet-Anschluss und das ganze andere Galama mögen ja in der Sparte Wartezimmer-Literatur irgendwie schon für Aufsehen gesorgt haben. Aber in den Augen von Uschi ist das alles nur Larifari, nix Kerniges, Handfestes.

Und deshalb ist sie nun angesichts der terroristischen Bedrohung hierzulande ganz kirre, leuchten ihre Augen bei dem Gedanken, mit einem Bataillon der KSK mal eben aufzuräumen mit dem islamistischen Pack in Köln, Berlin und anderswo.

Ach das wäre aber auch zu geil, der Hammer: die Bundes-Uschi in voller Kampfmontur auf einem gepanzerten Truppentransporter, wie weiland Jeanne d’ Arc, alias Johanna von Orléans, alias Jungfrau von Orléans. OK, mit sieben Bälgern nimmt ihr selbst die mit allerlei Wundern gesegnet römisch katholische Kirche die Jungfräulichkeit vermutlich nicht mehr ab. Aber alleine der schiere Gedanke lässt Uschi vor Erregung zittern: sie, mit dezentem Chanel Camouflage Makeup, passend zum figurbetont geschnittenen Hosenanzug, das Haar Domina-mäßig streng zurückgekämmt, die Fahne schwingend, befehligt einen eingeschworenen Haufen vermummter, bis an die Zähne bewaffneter Kleiderschränke, der mit dem komplett überarbeiteten G 36 ein Multi-Kulti-Grillfest in Grund und Boden ballert, ohne mit der Wimper zu zucken. Könnte ja sein, dass man den einen oder anderen potentiellen Terroristen quasi in einem Abwasch gleich mit erledigt, bevor der…na, ja, präventiv sozusagen. Der Beifang, sprich: die vielen anderen Leichen wären dann eben der Kollateralschaden á la Donald Rumsfeld. Den kennt sie gut, und der würde das verstehen.

Wenn man Uschis fiebrige Erregung jetzt mal zur Seite legt und nüchtern betrachtet, was unserer Multifunktionsamazone faktisch vorschwebt, ist kurz und schmerzlos „der Einsatz der Bundeswehr im Innern“. Ich habe wirklich lange recherchiert, um einen ihrer Vorfahren zu finden, der ihr aufgrund einer exponierten Stellung bei der Waffen-SS erklären könnte, weshalb die Väter des Grundgesetzes gerade eben jenen Einsatz der Bundeswehr im Innern kategorisch ausgeschlossen haben. Aber die Kiste ist wie zugenagelt. Null Komma Nix. Man erfährt allerlei unterhaltsame Anekdoten über das Adelsgeschlecht von der Leyen, über irgendwelche Wasserschlösser. Nach längerem Suchen, quasi ganz am Rande, findet man doch noch dezente Hinweise über einen Joachim Freiherr von der Leyen, Mitglied im Jungdeutschen Orden, im Stahlhelm, im Bund der Frontsoldaten, der NSDAP etc. Stammbaumtechnisch irgendwie ein um-die-Ecke-Schwieger-Onkel. Dafür kann Uschi nun wirklich nichts, ausser vielleicht unter Familientradition abheften. Ihn hätte sie vielleicht fragen können. Dummerweise hat er er beim Luftangriff der Alliierten auf Dresden sein blaues Blut letal vergossen, oder so ähnlich.

Das wird wohl nix, mit den hochfliegenden Träumen von einer historischen Großtat, und drunter möchte es die Gute nun wirklich nicht machen. Hör mal Liebste: ich hätte da eine Idee. Da geht es auch mächtig um Epoche machen, wenn Du weißt, was ich meine. Dein schräger NATO-Kumpel Recep Tayyip Erdoðan sucht händeringend nach Beratern, die eine für die ganze Welt schlüssige Begründung für die Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei ausbaldowern.

Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Grohmüller 3. Februar 2020

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