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Stich um Stich

In diesem Jahr ist die Mückenplage hier am Neckar besonders groß. Die behaupten zwar, sie würden irgendetwas dagegen unternehmen, aber davon merken wir nichts. „Doch, doch“, sagt der Naturschutzonkel, der hier für unseren Abschnitt zuständig ist, „wenn wir nichts machen würden, würden Sie nicht nur 80 mal in der Nacht gestochen, sondern bis zu 400 mal.“

Mir ist 80 mal aber schon entschieden zuviel und so oft bin ich auch noch nicht gestochen worden, aber zwölf Stiche und mehr waren es schon. Mir fällt ja auf Anhieb eine Lösung ein: Fliegendraht an die Fenster, vor allem im Schlafzimmer, denn die Biester kommen vor allem bei Nacht.

„Nein, das kann ich nicht haben, da habe ich ja das Gefühl, ich müsse ersticken!“, kommentiert die Allerliebste meine diesbezüglichen Pläne.

Die hat gut reden! Ich bin ja derjenige, der gestochen wird, an die Allerliebste geht keine einzige Mücke.

Also habe ich mir bei ALDILIDL ein superwirksames Antimückenspray gekauft. Das ist so eine kleine Pumpflasche und man tut sich das Zeug auf die Haut, ein ganz kleines bißchen soll reichen und dann sticht einen garantiert keine einzige Mücke mehr. Als ich das Zeug das erste Mal ausprobiert habe, meinte die Allerliebste, ich würde stinken wie ein Puma. Damit ergaben sich für mich zwei Fragen. Woher weiß die, wie ein Puma riecht und könnte sie vielleicht Puma-Schuhe meinen?

Aber das Zeug wirkt! Man riecht zwar wirklich etwas komisch, aber die Mücken lassen einen in Ruhe. Allerdings lässt mich auch die Allerliebste in Ruhe. Als sich in mir der Pavian regt und ich mich an die Allerliebste so herankuschele, zieht die ihre Decke über die Schultern und grunzt aus dem Kissen hervor: „Geh bloß weg, du stinkst!“

Am nächsten Abend pumpsprühte ich mir zuerst das biologisch wirksame und ökologisch einwandfreie Antimückenzeug auf meinen Alabasterkörper und dann noch einen ordentlichen Chemiecocktail aus meiner Deo-Dose. Ich fand, es roch ganz gut, obwohl der Cool-Fresh-Duft des Deos zusammen mit dem Moskitotöter eher einen Maiglöckchenduft ergab.

„Geh weg, du riechst wie ein parfümierter Puma! Was soll der Quatsch eigentlich, ich werde ja auch nicht gestochen.“

Rasierwasser sollte das am darauffolgenden Abend richten. Nur einen Hauch vom Mückenkiller und zwei ordentliche Hände voll von meinem teuersten „Rudolpho Valentino“, Klatsch, klatsch, links und rechts auf die Wangen, noch einen Spritzer auf die Brust und dann Kontrollriechen: Ich rieche einwandfrei!

„Puh, Du riechst wie ein schwuler Puma, das kann man ja nicht aushalten.“

Gestochen worden bin ich nicht mehr, seit ich das tolle zeug von ALDILIDL habe, aber auch meine libidösen Bedürfnisse kommen seitdem zu kurz. Ich habe also nur die Wahl, mich während der Nacht endlos zerstechen zu lassen, wenn ich etwas Pavian spielen möchte.

„Mein Gott was seid ihr Männer umständlich!“ tönt mich die Allerliebste an. „Du kommst kuscheln und hinterher kannst du dich doch mit deinem Mückenschreck einnebeln.“

Ja, so mache ich das! Ich lasse das biologische Schreckmittel weg und rutsche an diesem Abend zur Allerliebsten hinüber, hebe ihre Decke und Puh, was schlägt mir denn da für ein Duft entgegen? Es riecht, als habe eine junge Katze unter die Bettdecke der Allerliebsten gekotzt oder gepullert, oder beides…

„Was riecht denn da so?“

„Nichts.“

„Sag bloß, du hast irgendwas gegen die Mücken auf dich gesprüht.“

„Ich doch nicht!“

Erst als sich meine kräftigen, männlichen Hände um den weißen schlanken Hals der Frau legen und mein Gesichtsausdruck keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass ich sehr wohl gewillt bin zuzudrücken, gibt sie endlich zu, sich ein Anti-Mückenspray in der Apotheke gekauft zu haben.

Und dieses Zeug riecht noch um einiges schlimmer als mein Pumaduft.

Etwas miesmutig sitze ich in meinem Lieblingskaffeehaus, als Siggi, der Schnorrer vom Dienst, hereinkommt, sich einfach zu mir setzt und meine Zeitung mitliest. Ich kann es aber nun überhaupt nicht haben, wenn jemand meine aufgeschlagene Zeitung von hinten mitliest.

„Lass das!“ sage ich zu Siggi und der macht ein vielsagendes Gesicht.

„Aha, schlecht geschlafen, der Herr!“ und dabei macht er eine ebenso vielsagende, wie obszöne Handbewegung.

Siggi kann man nichts vormachen, der hat eine Antenne für sowas. Also sage ich zu ihm: „Sie kann mein Mückenspray nicht riechen.“

„Ja und?“

„Und ich kann ihr Mückenspray nicht riechen.“

„Aha!“ sagt er und lacht sich anschliessend scheckig.

„Was gibt es denn da zu Lachen?“

„Ihr seid doch zwei doofe Deppen. Ich verrate Dir jetzt, wie man das macht, okay?“

„Ja los!“

Siggi hält mir die offene Hand hin und ich weiß schon, dass da ohne Bakschisch nichts läuft. Zwei Zehner wechseln den Besitzer und Siggi beugt sich vor, winkt mich mit dem Zeigefinger näher zu sich heran, schaut sich um, so als müsse er sicherstellen, dass niemand sonst das Geheimnis zu hören bekommt, das er mir jetzt verraten wird und sagt: „Ihr müsst einfach das selbe Mückenmittel nehmen!“

Ich weiß ja nicht ob dieser Tipp zwanzig Euro wert war, aber jedenfalls hat Siggi Recht behalten.

Seitdem wird wieder gekuschelt, mückenfrei versteht sich!

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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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