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Skandal in Edingen, Türken beim Parken bevorzugt

Erstaunliches las man da in dieser Woche in den Zeitungen. Der hiesige Gemeindevollzugsbedienstete, von der Bevölkerung nur „der Sheriff“ genannt, soll angeblich bei seinen Beutezügen durch die Gemeinde (auch die Überwachung des ruhenden Verkehrs genannt) die Fahrzeuge von türkischstämmigen Bürgern nicht im gleichen Maße in die Gunst und den Genuss seiner Strafzettel kommen lassen, wie die Autos der Deutschen.

Aufmerksame Bürger aus den besonders betroffenen Straßen rund um die Bismarckstraße wollen dieses Verhalten dokumentiert haben und legen jetzt dem Bürgermeister beweisfähiges Material vor. In der offenen Fragestunde der letzten Gemeinderatssitzung soll sogar der unsägliche Begriff „anatolische Gemeinde Edingen“ gefallen sein. Natürlich begleitet von vielen betroffenen Uhs und Ahs der politisch Korrekten.

Ich sage es noch einmal mit einfacheren Worten: Wenn der Blaukittel durch die Gassen zieht und Falschparker aufschreibt, soll er -so behaupten es die Denunzianten- bei den Sprinter-Transportern der Türken öfters mal ein blaues Auge zudrücken…

 

Unglaublich! Frechheit! Wie kann man die Tatsachen so verdrehen? Welchem kranken Hirn sind diese unglaublichen Vorwürfe bloß entsprungen?

Selbst wenn es so wäre, dann wäre es doch keine Bevorzugung der Türken, daß sie keine Strafzettel bekommen, sondern genau anders herum wird ein Schuh daraus! Die fleißigen, betriebsamen und ameisengleich wuselnden Estrichleger aus dem Morgenland sind doch in den Belangen deutscher Bürokratie bei weitem nicht so bewandert wie ihre deutschen Nachbarn. Ein Deutscher motzt, zahlt und ärgert sich und damit ist für ihn die Sache erledigt. Ein Aufwand von vielleicht zusammengerechnet 12 Minuten.

Ein Muselman müßte aber zunächst drei Kumpel auf dem Handy anrufen, dann müßte man sich treffen und bei einer Tasse Tee die Sachlage besprechen (Ali, Du gehst rechts rum, Ahmed, Du gehst links rum, wir kriegen dem Schwein!). Und dann müssten sich die Leute in kleinen Rotten auf den Weg machen, den „Sheriff“ suchen und dann mühsam zu Rede stellen. Sie müssten sich körperlich anstrengen und ihm hinterherlaufen, denn vermutlich würde er -so denn dieses Zerrbild Realität wäre- die Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen wollen. Und erst wenn sie ihn nach mehr oder weniger langer Verfolgungsjagd, noch im türkischen Sektor, gestellt hätten, könnten sie ihn beschimpfen und eventuell zur Verabreichung von Schlägen oder Tritten schreiten.

Dieser Aufwand wäre dann wohl doch viel zu groß, das wäre sozusagen ein Hemmnis für die Geschäftstüchtigkeit der friedliebenden Osteuropäer/Nordorientalen! Wenigstens eine Dreiviertelstunde müssten sie dafür aufbringen, eine Zeit in der sie für gewöhnlich einen ganzen Quadratmeter Estrich legen.

Das wäre eine grobe Benachteiligung der Türkischstämmigen und würde wahrscheinlich gegen das Gleichstellungsgesetz oder die Sharia verstoßen!

Außerdem muß man das Ganze auch mal von der andere Seite sehen: Was wäre der Deutsche ohne Feindbilder? Gut, man hat jetzt extra diesen Sheriff eingestellt, quasi als Ersatzfeindbild für alle, aber merkwürdigerweise ist der ganz nett und wird von vielen gemocht und geschätzt, taugt also als Hass- und Zerrbild, vergleichbar einem Isidor Wacholder Trompetenschleim, leider gar nichts. Also bleibt den Deutschen in diesem Zwist um die Knöllchen in Edingen und Neckarhausen nur der Asiate als Vorlage für sein selbstgeschustertes Feindbild. Der Sheriff ist also Schuld daran, daß der Muselman zum Bösewicht wird -zumindest im Blick der Denunzianten, Meldeeifrigen, Knipser und Petzer- er ist einfach zu korrekt, zu nett und zu dienstbeflissen.

Aber trägt er wirklich eine Schuld, er der Blaukittel? Oder ist es ein Verdienst, das ihm gar nicht hoch genug anzurechnen ist?
Wahrscheinlich ist Letzteres der Fall. Denn selbst wenn man voraussetzt, daß er immer und korrekt jeden Übeltäter, auch die aus der Dönerfraktion, sorgfältig aufschreibt, so reicht doch die Behauptung, er könne möglicherweise die bloße Erhaltung seiner körperlichen Unversehrtheit über seinen Diensteifer stellen, vollkommen aus, um die nur oberflächlich vorhandene Grabenbildung zwischen Sprinterparkern und deutschen Falschseitenparkern endlich mal wirkungsvoll zu vertiefen.


Falscheitenparker?

Allein also durch sein Dasein, nicht durch seine Handlungen, und nur durch die bloße Unterstellung, sorgt er also irgendwie -und das noch vermutlich ohne sein Dazutun- dafür, daß so mancher Stammtischler wieder seinen Isidor hat, auf den er alles Böse dieser Welt projizieren kann. Das hat man doch schon so lange nicht gehabt, das braucht man endlich mal wieder.

Und man muss nicht einmal rechts, nazistisch, faschistisch oder radikal sein, nein, man kann sich einfach auf die Straßenverkehrsordnung berufen und hat auch noch einen braven Soldaten Schweijk in schöner blauer Uniform, dem man die ganze eigene innere Einstellung zuschieben kann. Man ist ja nur aufgebracht „wegen dem“.

Dabei bleibt natürlich vollkommen unberücksichtigt, daß der Schweijk-Sheriff nur den ruhenden Verkehr überwacht und so ein paar andere Ordnungsaufgaben wahrnimmt. Vis a vis von der beliebten Grenzhöfer Straße liegt noch der örtliche Polizeiposten, manchmal sogar besetzt von jetzt ebenfalls blauen und bewaffneten Obrigkeitsbütteln. Und wer sich auskennt, der weiß, daß oft und gerade in Sichtweite dieses Postens die Sprinterfahrer sich ein heftiges nachfeierabendliches orientalisches Stelldichein geben. Da wird flugs mal eine ganze Straße mit einem Dutzend Sprinter zugeparkt, der Verkehr komplett zum Erliegen gebracht und keiner macht was dagegen.
Nur leider taugt das nicht als Aufreger der Woche, denn es fehlt den Deutschen am Willen, das Gleiche zu tun und so mangelt es auch an der notwendigen Vergleichbarkeit zum Tun der Schweinefleischverweigerer.

So müssen wir doch dem blaukitteligen Schweijk-Sheriff in höchstem Maße dankbar sein, daß er die Sache regelt und in ordentliche Bahnen lenkt. Denn er hat ja -so unterstellen es ihm die Denunzianten- nichts gemacht und hätte damit dennoch genau die größtmögliche Wirkung erzielt. Ein Geniestreich für den ihm eigentlich der güldene Ring am Bande versimpelt werden sollte.

Oh, Isidor, ick hör‘ dir trapsen!

Nee, mal im Ernst, glaubt denn wirklich irgendjemand, der Ordnungsmann würde sich in seiner Dienstbeflissenheit wirklich die Blöße geben und bestimmte Personen oder Personengruppen absichtlich übersehen? Einen größeren Blödsinn könnte man nicht behaupten, denn so eifrig wie man den Mann erlebt, möchte man eher annehmen, daß der sich sogar noch selbst aufschreibt.

 

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Bilder:
Bild 1: Wikimedia, frei bearbeitet
Bild 2: eigenes Foto, kein Falschparker, da darf man!


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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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