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Klang und Stille – Da ist der Kunde nicht nur König, sondern Buddha

klang_stilleWas zieht man als Schriftsteller zu Hause so an?
Mein Kommentarhausmeister arbeitet von zu Hause aus und ist weit weg, meine Sekretärin kommt zweimal die Woche und wuselt mir dann hier alles durcheinander, weshalb ich dann meist mit dem iPad oder Netbook ins Café flüchte.

Wenn ich also hier daheim bin, bin ich meistens alleine und könnte theoretisch auch nackt schreiben. Picasso soll ja auch mitunter nackt gemalt haben.
Aber für so etwas bin ich nicht körperlich genug, obwohl ich davon ja genug habe.
Also brauche ich etwas Bequemes, etwas sehr Bequemes und Strapazierfähiges. Diverse Jogginganzüge habe ich schon verschlissen, fühle mich dann aber, wenn mein Blick auf den manchmal stumm mitlaufenden Fernseher fällt, sehr auf einer Stufe mit den dort von Harzz-IV-Empfängern dargestellten Hartz-IV-Empfängern, zumindest kleindungstechnisch.

Ein Studienkollege, mit dem ich ab und zu zu tun habe und der es weiter gebracht hat als ich und einen Lehrstuhl inne hat, arbeitet auch daheim alleine nur im Anzug. Dreiteiler, versteht sich, mit Hemd und Fliege. Da hat er bestimmt was Schönes anzugucken, wenn er mal am Spiegel vorbeiläuft, aber bequem ist so etwas nicht. Und da ich 30 von meinen gut 50 Jahren im Anzug herumgelaufen bin, nehme ich mir heuer die Freiheit, es meistens bei Jeans und T-Shirt bewenden zu lassen, bequem eben.

Aber zu Hause?

Neulich stieß ich im Internet auf die Seiten von Klang & Stille:
Klang & Stille ist eine Firma, die Sachen für Leute verkaufen, die sich mit Buddhismus, Zen, Shiatsu und Mediation beschäftigen oder einfach für die damit verbundenen Ideen und die Lebensart interessieren. Und auf deren Seiten entdeckte ich einen sehr bequem aussehenden Meditationsanzug. Mit einem passenden Hemd darunter sieht das super aus, ist genau der richtige Kompromiss zwischen bequem und gut aussehend.

Voller Hoffnung bestellte ich mir die größte Größe und wurde dann natürlich, wie es schon zu befürchten war, zunächst einmal enttäuscht. Die Hose passte so gerade eben, die Jacke überhaupt nicht. Ich bin einfach viel zu dick mächtig für diese Maße.

Also schrieb ich den Leuten von Klang & Stille eine Mail und sandte den Anzug wieder zurück. In meiner Mail gab ich unumwunden zu, daß ich eine Buddhafigur habe und der Anzug einfach nicht um meinen Buddhabauch herum passte.

Was macht so ein Unternehmen dann normalerweise?

Die schicken einem das Geld zurück.

Das hätten die von Klang & Stille auch gemacht, aber bevor sie das taten, schrieben sie mir eine ganz liebe und respektvolle Mail, in der sie um meine genauen Maße baten, damit sie mir ganz individuell einen passenden Anzug fertigen können.
Ich war baff. Damit hatte ich nicht gerechnet. Sollte es tatsächlich noch Unternehmen geben, bei denen der Kunde nicht nur König ist, sondern behandelt wird wie ein Buddha?

Der Mailwechsel mit den Klang & Stille-Leuten entwickelte sich daraufhin in äußerst angenehmer Weise und das Schöne daran ist, daß ich mir zu keiner Sekunde blöd vorkam, so dick zu sein und dß mir kein Schamgefühl eingeredet wurde. Nein, nicht ich hatte die falsche Figur, sondern der Anzug war falsch und den machten mir die Leute genau richtig und sandten ihn mir sozusagen maßgeschneidert zu.
Das ist doch was, oder?

Das können die Leute von Klang & Stille deshalb, weil sie viele Sachen eben noch selbst schneidern und nur ausgefallene, seltene Stücke aus Japan importieren. Und die Leute von Klang & Stille verhalten sich so, weil es einfach sehr liebe und respektvolle Menschen sind, Hut ab!

Jetzt kommt das Dollste: Vor einigen Tagen bekam ich dann meinen extra weiten und eigens angefertigten Anzug und siehe da, er passte haargenau. Er ist exakt so, wie ich ihn mir gewünscht habe. Und was wollen die Leute jetzt dafür haben? 100 Euro extra? Gar 200 Euro extra?
Nein, sie wollen 15 Euro, in Worten fünfzehn Euro, mehr. Das heißt zusätzlich zum normalen Preis haben sie mir 15 Euro in Rechnung gestellt für die ganze Mehrarbeit, das Entwickeln eines neuen Schnittmusters, das Zuschneiden und das Nähen…

Unglaublich! Unglaublich nett! Unglaublich zuvorkommend!

Und dem Päckchen lag ein kleiner Zettel bei, auf dem handgeschrieben stand:

Ich hoffe, Ihr „Buddhabäuchlein“ hat es nun schön bequem.
Gruß, die Schneiderin

Ich habe mich sooooo gefreut!

Jetzt habe ich noch mehr Sachen dort bestellt und man will mir die auch wieder passend machen. Das macht Freude.

Ich kann dieses Unternehmen in jeder Hinsicht nur jedem besten Gewissens weiter empfehlen.
Leute kauft dort was und bezieht Euch ruhig auf mich.
Das sind sehr nette Leute, der Laden hat gute Preise und die Ware ist 1a.

 

Abbildung: © Klang & Stille
Kimono KOUHEI
Baumwolle in hochwertiger Ausstattung, dunkelblau, mit Stickerei nach japanischen Vorlagen.

 


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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In der „Servicewüste“ navigieren wir durch die oft trockenen Landschaften des Einzelhandels, der Behörden und des Online-Shoppings, wo Kunden sich vernachlässigt oder ungerecht behandelt fühlen. Diese Rubrik beleuchtet prägnante Beispiele solcher Erfahrungen. Doch es geht nicht nur um Kritik: Wir heben auch jene Oasen hervor, wo Unternehmen sich durch außergewöhnlich guten Service abheben und beweisen, dass eine „Servicewüste“ nicht die Norm sein muss.

Entdecken Sie mehr darüber, wie einige Marken es schaffen, in einer Welt voller Herausforderungen positiv aufzufallen.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 11. April 2016 | Peter Wilhelm 11. April 2016

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