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Spott + Hohn

Kann ich die tote Lolita waschen, während sie singt?

Hirnweg Pixabay

Das Internet ist kein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Unsere Gesellschaft teilt sich nämlich in denkende und doofe Menschen. Die Anonymität des Netzes sorgt aber dafür, dass sich auch die Blödesten unter den Blöden trauen, ihre dumme Meinung zum Besten zu geben.

Das ist keine Form der Demokratisierung, sondern die Vormacht der Idioten.
Facebook beispielsweise kann man völlig vergessen. Ich habe selten erlebt, dass eine einstmals gute Plattform zu einer solchen Hass- und Meinungsmühle abgedriftet, wie Facebook.
Twitter/X nimmt gerade auch keinen guten Weg. Eine Flut von rechtsradikalen Nachrichten, eine Schwemme manipulativer Fake- und Lügenmeldungen und jede Menge menschenverachtender Hassnachrichten.

Die Frage-Antwort-Portale haben es mir besonders angetan. Aus beruflichen Gründen habe ich etliche Google-Alerts eingerichtet, die mir Webseiten vorschlagen, auf denen bestimmte Suchbegriffe gefunden wurden.
Zu meinen Kernthemen wie beispielsweise Bestattung und Hörgeräte erhalte ich auch immer wieder Hinweise auf diese Laienportale. Dort stellen Menschen Fragen und andere Menschen geben Antworten.

Einerseits fragt man sich, weshalb sich Leute mit einer konkreten Frage nicht an eine kompetente Webseite oder ein spezielles Forum wenden. Andererseits ist zu beobachten, dass es den Antworten in ganz vielen Fällen an sinnvollem Inhalt fehlt.
Ich möchte fast sagen, dass gefühlt die meisten Antworten von Dummheit und Unwissen nur so strotzen.

Ich erhielt eine Mail von einer Dame ohne Medienkompetenz:

Hallo Fritz,

richte mal liebe Grüsse auf an Hans da er sich nicht mehr meldt wenn er nicht mehr will dann kann man das sagen
und sich nicht mehr melden alles gut noch euch 017#####148

Gruß Renate

Ein Gruß? Ja, sicher, aber ein Gruß aus einer anderen Welt. Ein Gruß von jemandem, der weder von Tuten und Blasen, noch vom Internet und seinen Angeboten die geringste Ahnung hat.
Hier schreibt nicht etwa Renate eine private Nachricht an den lieben Fritz auf dessen Seite, sondern sie schreibt das als Kontaktmail in Bezug auf einen Artikel über eine Fritz!Box.

Nun will ich aber auf der lieben Renate gehässig herumreiten.
Sie kennt sich eben nicht aus, muss man ja auch nicht, vielleicht ist sie gar älter und schon auf die Welt gekommen, als die Reichsposttrommel (Fernschreiber/Telex) state of the art war.

Allerdings ist sie nur das aktuellste Beispiel für solche Kommentare.

In meinem Bestatterweblog räume ich in einem Artikel mit der urbanen Legende auf, man müsse sich nur als Leichenwäscher verdingen und bekomme dann furchtbar viel Geld dafür.
Es vergeht kein Monat, in dem mir nicht irgendein Honk eine Kurzbewerbung schreibt („Bin gern mit toten nackten Leute zusammen und will sie waschen, Angebote für Job an Handy 01########“).

In diesem Blog hier berichtete ich mal über die Sammel- und Bastelserie „Das Dorfpuppenhaus“. Wöchentlich erreichen mich nun Mails, in denen Leute fehlende Bastelteile nachbestellen möchten.

Zu meiner Kurzmeldung über den Tod von Udo Jürgens im Bestatterweblog erreichen mich Mails wie: „Liebe Familie Jürgens! Bitte senden Sie mir ein Autogramm von der Leiche!“

Lange nach dem Tod der österreichischen Sängerin Lolita schreibt mir letzte Woche jemand unter Bezug auf die Todesmeldung im Bestatterweblog: „Liebe Frau Lolita, es ist schade, das sie tod sind, wir würden sie gern für ein Ständchen auf den Geburtstag unseres Vater (75!!!!!!!!!!) buchen. Können 300 Euro zahlen! Bitte melden!!!!!!!!“

Wie gesagt, bei Renate mag ich Milde walten lassen, aber die Leute, die die tote Lolita für 300 Euro buchen wollen, stellen sich als Dummdödel erster Güte dar.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

Spott + Hohn

Spott (Verb: spotten oder verspotten) ist ein Stilmittel der Kommunikation. Mit Spott macht man sich lustig über einen Menschen, eine bestimmte Gruppe oder deren tatsächliche oder vermeintliche Werte. Spott ist scherzhaft gemeint und dem Hohn ähnlich.
Der Hohn soll wehtun, Spott dagegen nicht immer.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. März 2024 | Peter Wilhelm 26. März 2024

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