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Spitze Feder

Ich finde die AfD geil – Mit Frauke Petry im Bett

Es ist ja das größte Lob für einen Kolumnisten, wenn sich Kommentatoren und Leserbriefschreiber mit seinen Artikeln kritisch auseinandersetzen.
Das Internet bietet hierzu ja, aufgrund der Anonymität der Nutzer, eine große Bandbreite an Möglichkeiten.
Oft werden solche kritischen Kommentatoren, wenn sie auf immer derselben Flöte piepen, auch schon mal als Troll abgetan. Manchmal regelt auch eine strenge Kommentarmoderation die Diskussion.
Nicht so im Dreibeinblog. Da kann ich meine Meinung frei äußern und da können es auch die Kommentatoren.

Doch ein besonders heftiger Kritiker meiner Artikel im Dreibeinblog hat sich verstiegen. Auch er nutzt natürlich ein Pseudonym. Es ist zwar per se nichts Verwerfliches, einen Alias-Namen zu verwenden (man denke nur an die peinlichen Barden deutschen Liedgutes wie Roy Black, oder Lachnummern wie Atze Schröder); aber die Verbalattacken dieses Kommentators gehen zuweilen arg unter die Gürtellinie, und bei so manchen Kommentaren, die ich zugegebenermaßen ebenfalls unfair gekontert habe, hätte ich schon gerne gewusst, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt.

Anyway: Der Kommentator hat mich bereits mehrfach in wüsten Kommentaren politisch bei der AfD verortet. Man könnte meinen, ich fände die AfD geil oder ginge mit Frauke Petry ins Bett.
Aber das ist natürlich absoluter Schwachfug.
Zum einen ist aber bereits der Name AfD „Alternative für Deutschland“ völlig hirnrissig, da jedermann weiß, dass es zu unserer Mecklenburgischen Schwerlastelfe a priori keine Alternative gibt.
Zum anderen leidet mein zorniger Antipode aus den Kommentaren offensichtlich an begrenzten kognitiven Fähigkeiten. Anders vermag ich nicht zu erklären, wie er anhand meiner Beiträge auf das schmale Brett kommt, ich würde mich mit jenem Konglomerat aus saublöd und rechts identifizieren.

Aber jetzt mal im Ernst: auch ich stehe dem riesigen korrupten Apparat namens Europäische Union äussert kritisch gegenüber, denn geradezu gebetsmühlenhaft tönt es aus allen Medien, dass es zur EU keine Alternative gäbe; dass sie der Garant für Frieden, Wachstum und Wohlstand in ganz Europa sei, der übliche Rhabarber eben.

Angesichts der Tatsache, dass in Brüssel 50.000 Beamte jährlich Hunderte Milliarden € an Steuergeldern in Bankenrettungen, hirnrissige Projekte und Subventionen verballern, gleichzeitig die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland 50%, in Spanien 44% und Italien 40% beträgt, erlaube ich mir, die Existenzberechtigung einer solchen Behörde schon mal in Frage zu stellen. Aber bin ich deshalb gleich ein Nazi?

Im Gegensatz zu dem braunen Gesockse aus dem Gauland-Lager hetze ich auch nicht gegen Ausländer. Weder gegen diejenigen, die bei uns leben und ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten, noch über die, die aus ihren rauchenden Ruinen bei uns Zuflucht suchen – zu Recht, denn ohne unsere fleißigen Waffenexporte gäbe es nämlich die ganzen Bürgerkriege und die zerbombten Städte wohl nicht.

OK, auf die gierigen Gast-Zocker aus den Investmentbanken der Londoner City, die ihr widerliches Handwerk in den Frankfurter Glaspalästen ausführen, scheiße ich. Aber weil sie Parasiten und nicht, weil sie Ausländer sind. Aber die Dumpfbacken der AfD hetzen grundsätzlich gegen alles nicht-Deutsche. Insgeheim träume ich manchmal davon, dass sich Frauke Petry bei einem ihrer völkischen Auftritte die Haxen bricht und der iranische Radiologe im Krankenhaus sich weigert, sie zu röntgen, die indische Krankenschwester es ablehnt, ihr das Bein eizugipsen, ihre pakistanische Kollegin es nicht einsieht, ihr das Essen zu bringen und die türkische Putzfrau nicht daran denkt, ihr das Krankenzimmer zu wischen. Aber das wird so nicht eintreffen, denn diese Leute wissen glücklicherweise, was sich gehört, im Gegensatz zu den Brunnenvergiftern der AfD.

Was die AfD für Menschen mit BILD-Niveau so attraktiv und für das ganze Land so brandgefährlich macht, ist, dass Gauland, Petry und Konsorten geschickt Missstände benennen. Dagegen ist vorab ja nichts einzuwenden. Ganz Europa wird unter den Augen – oder müsste man nicht korrekter schreiben: mit Hilfe – der Kommission von einem kriminellen Haufen aus Bankern und Industriellen jeglicher Herkunft geplündert; ganze Nationen versinken in ökonomischer Agonie, und die Parlamente der einzelnen Staaten beteiligen sich bereitwillig an dem Raubbau, denn Brüssel bietet immer fette Jobs nach der nationalen Polit-Karriere.

Nur diesen Zusammenhang verschweigt die AfD geflissentlich, denn schließlich wollen diese rechten Hetzer auch an die fetten Fleischtöpfe, national und in der EU. Statt dessen begeben sie sich auf übelstes Joseph-Goebbels-Niveau und präsentieren als Schuldige für die Misere in Europa die Bürgerkriegsflüchtlinge, oder Zuwanderer, die von unserem Wohlstand etwas abhaben wollen, den wir seit Generationen in Form von Rohstoffen auf dem ganzen Planeten zusammenklauen. Seit der Regierung Schröder/Fischer übrigens auch mit Waffengewalt. Zu diesem Thema schlägt sich das ranzige Nazi-Pack der AfD jedoch diskret in die Büsche. Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen könnte, wenn ich sie nur sehe.

Also mein lieber zorniger Freund: ich gehöre keiner Partei an, denn es hat sich gezeigt, dass spätestens, wenn sie in „Regierungsverantwortung“ geraten, sie sich einen Dreck um die Interessen der Bürger/innen kümmern, sondern nur noch auf Karriere, Konsens und Kohle achten; und ich hoffe, mit diesem Statement Deinen Verdacht ausgeräumt zu haben, was meine politische „Heimat“ betrifft.

Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Grohmüller 3. Februar 2020

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