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Frau Zehnbauer verurteilt

Erinnert sich überhaupt noch jemand an Frau Zehnbauer? Tja, so ist das mit dem flüchtigen Ruhm des Asozialen… Es reicht nicht wirklich, einmal in einem Container eingesperrt gewesen zu sein, oder Kakerlaken gefuttert zu haben, oder mal mit rotzfrecher Mannheimer „Gosch“ bei der Polizei angerufen zu haben, um wirklich berühmt zu werden. Berühmt kommt von Ruhm und der Ruhm, den Figuren aus der gesellschaftlichen Randzone ernten, wenn sie sich zum Clown, sprich zum Gespött der Massen machen, ist ein sehr flüchtiger. Ob sie nun freiwillig ins Licht der Öffentlichkeit treten, wie die Big-Brother-Proleten oder eher unfreiwillig, wie einst die Maschendrahttante und jüngst Frau Zehnbauer, es kommt letztlich darauf an, wie penetrant die Protagonisten dieses traurig-albernen Treibens sich ins Szene setzen.
Frau Zehnbauer, man erinnert sich, hatte bei der Mannheimer Polizei angerufen und sich über einen Nachbarn, den „Wichser Ellenberger“ beschwert. Der Polizeibeamte hatte ihren Anruf, wegen offensichtlichen Nichtvorliegens eines Notfalls, eher süffisant beantwortet und unter anderem die berühmte Frage gestellt: „Hawwe Sie die Zäh‘ hausse“ (Haben Sie die Zähne draussen?).
Durch eine Indiskretion bei der Mannheimer Polizei war der Mitschnitt dieses Telefonates ins Internet gelangt und hatte bundesweit für Gelächter gesorgt, zu skurril und witzig war doch dieser Dialog.

Durch Presse und Fernsehen wurde die Zehnbauerin über Nacht zum Superstar der Mannheimer Barrackenlandschaft und glaubte wohl aus dieser Popularität Kapital schlagen zu können. Ein bißchen hat das auch geklappt, aber schon nach wenigen Wochen krähte, glücklicherweise, kein Hahn mehr nach ihr. Jeder in Deutschland hatte den Mitschnitt gehört, diverse Rapp-, Rock- und Schlagerversionen des Dialoges bei YouTube gehört und dann verschwand Frau Zehnbauer wieder in der Versenkung des Mannheimer Nordens.

Jetzt macht sie wieder Schlagzeilen. Und zwar soll Frau Zehnbauer sich wohl für so prominent halten, daß sie glaubte, in einer Ludwigshafener Diskothek weder Eintritt noch Zeche bezahlen zu müssen, allein ihre Berühmtheit sollten als Gegenwert herhalten…
Doch wie heißt es so schön? Da hatte Frau Zehnbauer die Rechnung ohne den Wirt gemacht und auch schnell berappte 15 Euro, mehr hatte sie vermutlich nicht dabei, und ein hastig ausgestellter Schuldschein -der wohl bis heute nicht beglichen ist- halfen nicht daran vorbei, daß sie jetzt vor Gericht erscheinen mußte. Dort mußte sich die Polizeianruferin dem Vorwurf des Betrugs und der Beleidigung stellen und wurde auch verurteilt, zu einer läppischen Geldstrafe.

So ist das heutzutage, wir leben in einer Welt, in der Intellektuelle Bücher von hohem Wert schreiben, die kaum beachtet werden und jemand der in besoffenem Kopf die Welt am Telefon strubbelig macht, der wird über Nacht zum vermeintlichen Superstar. Die Medien machen’s möglich. Da wird der Bodensatz immer wieder aufgewirbelt, weil man sich als Zuschauer bei solchen Formaten doch so herrlich fremdschämen kann – oder eben wiedererkennt, je nachdem an welchem Ende der Bewusstseinsskala man einzuordnen ist…

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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 15. März 2015 | Peter Wilhelm 15. März 2015

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