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Eurovision Song Contest

Ich persönlich finde Roger Cicero ja gar nicht schlecht, wenngleich ich nach wie vor der Meinung bin, daß Swing Englisch gesungen werden muß. Aber das muß Herr Cicero besser wissen, es ist ja schließlich sein Job. Ich mag mir auch kein Urteil darüber erlauben, wie gut Cicero beim Song-Contest gesungen hat, mir jedenfalls hat es ganz gut gefallen. Dennoch bin ich der Meinung, daß man mit Swing-Musik und dann noch auf Deutsch dort nicht gewinnen kann. Daß Roger Cicero dennoch einen ganz passablen Platz belegt hat, ist ein Kompliment wert.

Was mich aber viel mehr zum Nachdenken bringt, ist die Form der Punktevergabe. Insgesamt finde ich es gut, daß das Ritual am Ende dadurch beschleunigt wird, daß man die Punkte 1-7 schon vorgibt und nur die drei Spitzenplatzierungen einzeln durchgibt. Das strafft die Sache etwas und macht sie weniger langatmig.

Es bleibt bei mir aber ein schlechter Nachgeschmack, der in der Frage gipfelt: Kann man nicht noch mehr ehemalige sowjetische Teilrepubliken zerschlagen und vielleicht so an die 1.200 Stadtstaaten schaffen, die dann auch alle am Contest teilnehmen und sich gegenseitig Punkte geben?

Daß wir von unseren Nachbarn keine oder kaum nur Punkte bekommen mag daran liegen, daß wir in der Zeit zwischen 1914 und 1918 und zwischen 1939 und 1945 eben selbst keine guten Nachbarn haben. Und wer schon einmal Deutsche „auf Urlaub“ erlebt hat, der weiß, daß die wirklich nur zum Bezahlen gut sind.

So überlege ich nicht erst seit gestern, was man tun könnte, damit wirklich mal das beste Lied gewinnt und nicht das mit den meisten Stimmen/Punkten. Es kann doch beispielsweise nicht sein, daß 80 Millionen Deutsche genau so viele Punkte vergeben dürfen wie 2 Millionen Moldawier. Auf die Schnelle entzerren könnte man das höchstens indem wir zugeben, daß Bayern, das Saarland, die fünf neuen Bundesländer und eine kleine Enklave im östlichen Friesland gar nicht wirklich zu Deutschland gehören und künftig auch als Teilrepubliken eigenes Eurovisions-Stimmrecht bekommen.

Das wird gut funktionieren, denn die Finnen, die Norweger und Schweden sind sich sonst auch nicht so besonders grün, wenn es aber um das Singen geht, punkten sie sich gerne gegenseitig zu.

Unbedarfte werden jetzt vielleicht sagen, daß die Deutschen doch schon einmal gewonnen haben. Das ist aber ein wenig ins Unsaubere gedacht, denn es läßt die Entwicklung die der Contest genommen hat vollkommen außer Acht.
Mit den Jahren war der Grand Prix de la Chanson d’Eurovison zu einer steifen Großveranstaltung verkommen, bei der harmlose Schlager dominierten. Der deutsche Sieg von Nicole brachte den unsäglichen Ralf Siegel nach oben, der dann jahrelang ebenso krampfhaft, wie vergeblich versuchte, einen weiteren Siegertitel zu schreiben. Beim Publikum, und insbesondere beim jüngeren Publikum, fand der Sangeswettbewerb immer weniger Anklang und beim deutschen Fernsehen dachte man schon an einen Ausstieg aus der Eurovisions-Veranstaltung, wie dereinst bei „Spiel ohne Grenzen“. In dieser Zeit entdeckte Stefan Raab den Song-Contest, wie die Veranstaltung inzwischen hieß, für sich und versuchte mit Guildo Horn und selbst einen Titel erfolgreich zu platzieren. Das ist ihm zwar nur insoweit gelungen, als daß die Titel „Guildo hat Euch lieb“ und „Wattehaddedudeda“ rechtz gut abschnitten, hat aber dem Contest einen völlig neuen Charakter und ein neues Publikum beschert. Auf einmal interessierten sich auch jüngere Leute für diesen Wettbewerb, der dank Stefan Raab einen Spaßfaktor bekommen hatte. Von Kultsendungen spricht man ja heute schon vorschnell, wenn ein Format länger als ein halbes Jahr auf der Mattscheibe ist.

Daß die Deutschen dieses Mal so schlecht abgeschnitten haben, liegt in erster Linie daran, daß andere Länder -aufgrund der o.g. ehemaligen Zugehörigkeiten- überproportional gut abgeschnitten haben. Die Deutschen haben aber immer schon außerordentlich schlecht abgeschnitten; wer erinnert sich nicht an die vielen Jahre, in denen uns gerade Länder gleicher Zunge, wie die Schweiz und Österreich kategorisch „Germany 0 Points“ zuteilten?
Unbeliebt waren die Deutschen schon immer, ob nun zurecht aufgrund geschichtlicher Vorgänge oder zu Unrecht aus Neid auf Erfolg und Wirtschaftswunder, lassen wir einmal dahingestellt.

Gesucht wird also ein Punktevergabemodus, der verschiedene Einflüsse berücksichtigt. Denkbar und oben bereits genannt wäre ein System, das die Zahl der Einwohner eines Landes berücksichtigt. Peter Urban, langjähriger ARD-Moderator des Wettbewerbs, gibt aber zu bedenken, daß durch das Ausscheiden vieler Länder in der Vorrunde, das Interesse der Zuschauer in den betreffenden Ländern rapide nachlässt und dementsprechend wenige Menschen anrufen.

Die Sendeanstalten denken sogar über einen Austragungsmodus nach, der ähnlich die bei den großen Casting-Shows (DSDS, Popstars) über Wochen mehrere Beiträge aus allen teilnehmenden Ländern vorstellt, bei denen eine Jury über das Weiterkommen entscheidet. Das Publikum kann dann in mehreren Vorrunden und der Hauptsendung nach einem K.O.-System entscheiden.

Insgesamt gesehen, tut die ARD auch entscheidend zu wenig für den Contest. Man müsste nur mal einen Blick über den Zaun werfen und sich anschauen, wie erfolgreich RTL beispielsweise das Format „DSDS“ vermarktet, dann könnte man schnell lernen, wie man so etwas erfolgreich macht.

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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 27. September 2015 | Peter Wilhelm 27. September 2015

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