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Es weihnachtet sehr…

…könnte man meinen, wenn man sieht, wofür im Moment wieder geworben wird.
Zunehmend wird uns, und vor allem unseren Kindern, Spielzeug und alles mögliche elektronische Zeug schmackhaft gemacht.
Mein Sohn hätte jetzt zur Abwechslung mal gerne eine Playstation 3. Nunja, die kostet ja bloß schlappe 649 Euro.

Hallo! Haben die einen Knall? Das sind 1.300 Mark, da muss ich nochmal in D-Mark umrechen!
Mein erstes Auto hat damals 300 Mark gekostet, für dieses Geld würde ich also viermal so ein Auto bekommen (damals sogar vollgetankt!).

Wenn ich mir vorstelle, was meine Mutter gesagt hätte, wenn ich mit 12 Jahren einen Weihnachtswunsch geäußert hätte, der nur 100 Mark ausgemacht hätte… unvorstellbar!

Zur Ehrenrettung meines Sohnes muss ich sagen, dass er keine wirkliche Vorstellung vom Wert des Geldes hat. Wir bemühen uns da zwar sehr, aber die Schule ist da eher kontraproduktiv. Deshalb rechne ich größere Beträge immer in McDonalds-Besuche um. Eine Playstation 3 kostet also soviel wie ‚eine ganze Garage voller Cheeseburger‘.

DAS ist teuer, das sieht mein Sohn ein.

Wir machen das seit Jahren so, dass wir für jedes Kind einen schönen Artikel kaufen, den es sich gewünscht hat. Dann kaufen wir das ganze Jahr über, immer wenn wir mal was sehen, Kleinigkeiten, die wir in einer Kiste im Schlafzimmer horten. Kurz vor Weihnachten stocken wir das noch mit Geschenken aus dem 1-Euro-Laden und von Woolworth auf. Dann haben die Kinder immer ganz viel zum Auspacken und es kostet nicht die Welt.
Erstaunlicherweise sind sie immer sehr zufrieden.

Ein Problem ist noch Soraya. Soraya wohnt im Nachbarhaus und hat Eltern, die den ganzen Tag nur um ihre beiden Kinder herumhüpfen. Allein schon der Vorgarten sieht aus, wie eine Dauerausstellung der Plastikabteilung von Toys’R’Us. Die kaufen alles, was die Kinder haben wollen. Und weil diese beiden Kinder im Sommer jeden Abend um Punkt halb acht mit Geld in der Hand an der Straßenecke stehen, kommt dann auch immer der geschäftstüchtige Eis-Italiener.
Eine Kugel ein Euro.
Natürlich wollen unsere Kinder dann auch Eis. Das wiederum sehe ich aber gar nicht ein, denn bei Aldi gibt’s für 1,99 2,5 Liter Eis.
Deshalb habe ich im Sommer mal dem Italiener aufgelauert und ihm unter Einsatz meiner gesamten Italienischkenntnisse, die im Wesentlichen aus meinen fast zwei Metern Körpergröße bestehen, klar gemacht, dass er künftig erst um Acht kommen darf.
Das hat er auch sofort eingesehen. Kann ich was dafür, dass Italiener immer so klein sind?
Jedenfalls bekommen so unsere verzogenen Nachbarskinder ihr Eis eine halbe Stunde später und unsere Kinder liegen dann schon in der Falle.

Anders sieht das mit den Weihnachtsgeschenken aus. Soraya und ihr Bruder Justus-Jonathan (allein für die Namen müsste man die Eltern erschlagen) bekommen immer so viel, dass wir unseren beiden Kindern jeweils drei Playstations 3 kaufen müssten, um da mithalten zu können.
Das wollen wir aber gar nicht. Ich will überhaupt nie was, was andere Leute haben.

Aber letztes Jahr kurz vor Weihnachten war ich im Einkaufszentrum unterwegs und sehe wie die Soraya-Eltern im Toy’R’Us verschwinden. Da bin ich doch einfach mal hinterher. Ich gebe zu, ich war etwas mies drauf und wollte mir eine innere Befreiung verschaffen, indem ich die ein bisschen ärgere.

In ihrem Wagen hatten die schon die große Barbie-Ponyfarm und einen mittelgroßen ferngelenkten Schwerlaster aus PVC. Als sie mal außer Sicht waren, habe ich flugs noch einen elektrischen Jedi-Ritter und eine rosafarbene Miss Piggy aus Plüsch unter den Karton der Ponyfarm gemogelt.
Mit etwas Herzklopfen verschwand ich schnell wieder hinter einem Ständer mit Fußbällen und beobachtete, was die wohl machen würden. Aber es zeigte sich schnell, dass sie gar nicht mehr in ihren Wagen schauten, sondern unabhängig voneinander ständig neue riesengroße Packungen hineinlegten.

Kaum waren sie wieder außer Sicht, vervollständigte ich ihre Auswahl noch mit einer sprechenden ‚Ich muss Pipi‘-Puppe und einer kompletten Eishockey-Ausrüstung.
Insgesamt habe ich wohl für über 500 Euro Sachen in deren Wagen gepackt. Was würde das wohl für ein Hallo an der Kasse geben, dachte ich.

Doch das habe ich nur gedacht, denn die Soraya-Eltern hatten selbst soviel gekauft und alles ratz-fatz bezahlt, dass sie vor lauter Päckchen offenbar den Überblick verloren hatten. So schoben mit ihren Einkäufen hochzufrieden ab. Seitdem spielen Soraya und ich kleiner grenzdebiler Bruder Justus-Jonathan besonders gerne mit ihrer Miss Piggy aus Plüsch und der schönen Eishockey-Ausrüstung.

Es ist ja bald wieder Weihnachten. Mal sehen, was ich denen dieses Jahr einpacke.

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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. September 2013 | Peter Wilhelm 26. September 2013

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