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Ein schwieriger Patient?

Also wenn eine Krankenschwester mit einem Stethoskop zu mir kommt, mir eine Manschette um den Oberarm legt, diese dann aufpumpt und dann auf das Manometer guckt, dann weiß ich, daß die mir gerade den Blutdruck mißt. Wenn die mir einen stumpfen Apparat ans Ohr halten und mir „36,8 Grad“ an den Kopf werfen, weiß ich, daß man mir soeben die Körpertemperatur gemessen hat. Da muß ich nichts fragen, da will ich auch nichts weiter wissen.

Wenn es aber heißt, ich solle mich mal mit nacktem Oberkörper auf dem Bauch auf einen eiskalten metallenen Tisch legen und man hantiert dann mit einer 10 cm langen Nadel, die man mir ins Rückenmark stecken will, dann darf ich doch wohl wenigstens mal fragen, was die jetzt vorhaben, oder?

Ich meine, es würde den Patienten doch ungeheuer beruhigen, wenn die einem wenigstens ansatzweise sagen, was jetzt passiert und was auf einen zukommt. Man ist doch kein schwieriger Patient, nur weil man gerne wüßte, was jetzt gerade mit einem gemacht wird? Ich habe festgestellt: Je unwichtiger und weniger schmerzhaft irgendetwas ist, umso mehr sabbeln die Weißkittel und erklären umfangreichst, daß jetzt ein Pflaster abgezogen wird, daß es jetzt mal eben kalt wird oder daß das jetzt etwas drückt. Ist aber irgendetwas schmerzhaft oder kompliziert, dann reden die kein Wort und man soll alles nahezu überfallartig über sich ergehen lassen.

Wenn die mit mir was machen wollten, habe ich mich nie sofort hingelegt oder hingesetzt, sondern bin immer erst mal stehen geblieben und habe gefragt: „Und, was machen Sie jetzt?“

Mir ist das egal, ob das den Betrieb aufhält. Die untersuchen vielleicht 20 Körper am Tag, ich habe aber bloß den einen.
Fairerweise muß ich sagen, daß man mich nie schief angeguckt hat, wenn ich gefragt habe und auf Nachfrage auch meistens gerne Auskunft gegeben hat.

Daß so ein Nachfragen auch wichtig sein kann, zeigt folgende Begebenheit. Ich soll eine Neurodoppler-Untersuchung bekommen. Das ist ein Ultraschall-Untersuchungsverfahren besonderer Art. Dazu will man mir ein Kontrastmittel in den Arm leiten. Ich frage, was denn in diesem Kontrastmittel drin sei. Die Dame sagt zwar, daß sie mir das ohnehin noch gesagt hätte, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Jedenfalls erklärt sie mir, daß da unter anderem Milchzucker enthalten sei und will schon mit dem Einspritzen anfangen. Ich sage vorsichtshalber mal „Stop“. Sie schaut mich an. Ich sage ihr, daß ich mir nicht sicher bin, ob ich das überhaupt vertrage. „Ja“, sagt sie, „Sie haben doch aber angegeben, daß Sie keine Allergien haben.“
„Ja, stimmt schon“, sage ich, „aber auf Milchprodukte reagiere ich manchmal mit einer etwas heftigen Verdauung. Ich bin auch gegen nichts allergisch, habe keinen Heuschnupfen, kriege keine Ausschläge, nur wenn ich viel Milch trinke, bekomme ich Durchfall.“
Nicht unfreundlich, aber etwas bemüht, fragt die Untersucherin vorsichtshalber mal per Telefon beim Oberarzt der Abteilung nach.
Die Aussage des Arztes gibt sie mir dann wörtlich wieder: „Sofort aufhören, der bleibt uns sonst auf dem Tisch weg.“

„Wie weg?“ frage ich.
„Ja ganz weg“, sagt sie, „so mit Schock und lebensbedrohlichem Zustand, nene, das machen wir nicht.“

Na, dann ist ja gut!

Bildquelle: beide Bilder commons.wikimedia GNU

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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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