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E-Drum, elektronische Schlagzeuge -Die Tom Tom – Eigenbau DIY

tom004Mit einem E-Dum-Modul, einem Kabel und einem Trigger zum Abnehmen des Impulses, kann man jeden Pizzakarton, jeden Plastikblumentopf und jeden Mayonnaise-Eimer in ein toll klingendes Schlaginstrument verwandeln. Es kommt allein für die Tonerzeugung überhaupt nicht auf das Aussehen der Schlagfläche an.
Der eigentliche Ton wird ja nur im Modul erzeugt und über die Lautsprecher als Schlagzeugton wieder gegeben.

Lange sind die Hersteller elektronischer Schlagzeuge auch diesen Weg gegangen und haben mehr oder weniger untaugliche Schlagpads ausgeliefert, die weder besonders geräuscharm, noch besonders gut zu bespielen waren.
Erst im Laufe der Jahre ist man durch die Kunden dahin gedrängt worden, Pads zu entwickeln, die einen vernünftigen Rebound haben und nahezu „stumm“ sind.
Aber noch immer kollidieren die Interessen der Hersteller mit denen der Kunden. Die Hersteller wollen hochwertige, aber günstige Pads bauen, die klein und handlich sind, damit das Aufbauvolumen des E-Schlagzeugs sich in Grenzen hält.
Die Kunden hingegen wollen ein Spielgefühl und eine Reaktion der Schlagfelle, die einem herkömmlichen, akustischen Schlagzeug möglichst nahe kommt.

Viele Hersteller haben das erkannt und liefern nun die kleinen Gummipads nur noch in ihren Billigserien aus. Im High-End-Bereich bei Roland und in der Mittelklasse bei Alesis dominieren Pads, die eindeutig schon an richtige Trommeln erinnern. Jedoch handelt es sich nach wie vor um eigenständige E-Drum-Konstruktionen, die nur die Anmutung einer richtigen Trommel haben.

Andere Hersteller (Millenium Meshhead-Serie, -Transformer-Serie und Pearl, sowie viele Kleinere) gehen inzwischen einen gänzlich anderen Weg und bieten reguläre Trommeln mit Meshhead-Fellen und Trigger an.

Die Pearl-Lösung gefällt dabei auf den ersten Blick am besten.

Pearl stellt im wesentlichen ein ganz normales Schlagzeug hin und rüstet es mit Triggern und einem lizensierten Alesis DM10-Modul (Red Box) aus.
Das gefällt optisch, läßt sich klasse spielen, kostet aber auch fast schon 2.500 Euro. Dafür bekommt man durchaus ansehnliche Trommeln, gute Hardware und ein super Modul.
Hier wurde ein eigenes Triggersystem entwickelt, das mitsamt dem Meshhead gegen ein akustisches Schlagfell ausgetauscht werden kann. Dann soll man ein ganz passabel zu spielendes Akustik-Set haben.

Einen etwas anderen Weg geht Thomann mit seiner Millenium Meshhead-Serie.
Denn die Pearl-Lösung hat ja den Nachteil, daß man eben auch das Aufbauvolumen eines normalen Schlagzeuges hat. Bei Millenium hängt alles wieder an einem kompakten Rack und die Trommeln sind quasi halbierte Einheiten aus der normalen Millenium-Akustik-Serie.
Dadurch haben die Toms beispielsweise oben eine adäquate Spielfläche und sind dafür unten nicht so lang. Und die Länge hat bei E-Drums ja bekanntlich gar keinen Einfluss auf den Ton.
Optisch und spieltechnisch ist die Millenium-Meshhead-Serie einwandfrei. Die Größe der Snare und der Toms gefällt, die Beckenpads sind im Plastik-Gummi-Bereich ohnehin die meistverkauften und das Rack ist stabil und leicht auf- und abzubauen.

Jedoch sind die Meshhead-Felle für mich zu lasch; sie erinnern an aufgespannten Gardinenstoff und geben ein unsägliches Geräusch von sich, wenn sie angeschlagen werden. Dadurch, daß es sich quasi um halbe Normal-Toms handelt, die man zwischen den oberen und unteren Böckchen durchgetrennt hat, ist die Trommel nach unten offen und so hat man keine Möglichkeit der Dämmung; es entweicht der Trommel immer auch ein gewisser Anteil ehemals gewünschter Eigenresonanz.

Die Lösung mit dem Trigger direkt unter dem Fellrand ist nicht schlecht gedacht, man hat dann keinen störenden Aufbau außerhalb der Trommel. Millenium verbaut aber grauenhaft häßliche und absolut unnötige rote Metallwinkel, die, an einem Böckchen mit angeschraubt, die Stelle schützen sollen, wo unter dem Meshhead der empfindliche Trigger liegt. Also ich habe diesen Winkel sofort entfernt, er sieht einfach nur „scheiße“ aus. Außerdem spiele ich nicht direkt am oberen rechten Rand der Tom.

Die weißlich durchscheinenden Meshheads kann man getrost drauflassen, bis sie kaputt sind, das geht recht schnell und eines dieser Meshheads war das erste, das ich überhaupt kaputt getrommelt habe. Danach kann man sich ein Roland-Remo-Fell montieren, das zwar deutlich teurer, aber auch deutlich besser ist, als diese Gardinenoptik, die zudem auch noch so durchscheinend ist, daß man quasi durch die Trommel hindurchsehen kann. Bei einem Gig, wo vor dem Drummer Scheinwerfer aufgebaut sind, wird man zudem auch noch durch die dünnem Felle aus der Trommel heraus angestrahlt.
Ein einfacher schwarzer Plastikdeckel mit einer Lage Schaumstoff hätte dieses Problem ebenso gelöst, wie die entstehende Geräuschentwicklung durch die Restresonanz der halbierten Tom beseitigt.

Die Millenium Transformer-Serie geht sogar noch einen Schritt weiter. Hier bekommt man ein Millenium-Standard-Set, mit 5″ langen Trommeln, auf dem man oben elektronisch und unten akustisch spielen kann. Durch einfaches Drehen der Trommeln kann man sich auf diese Weise ein akustisches Set erstellen.
Allerdings klingt das Ganze dann im Endeffekt doch eher dürftig. Es muß schon ein ziemlich kleiner Raum mit wenig anspruchsvollem Publikum sein, dem man diesen Sound zumuten kann. Für einen ernsthaften Drummer ist die akustische Variante der Transformer eher ein Witz.
Zum Krachmachen (und davon leben ja einige moderne Musikrichtungen ausschließlich) reicht es aber allemal.

Die große Schwäche beider Lösungen von Millenium sind indes die Soundmodule. Diese Drumcomputer sind in der Lage schöne Trommelsounds zu erzeugen und innerhalb gewisser Grenzen kann man viele Parameter auch beeinflussen und dem Set so einen durchaus tollen Klang entlocken. Wie gesagt: Den Ton holen wir aus dem Modul, zum Schlagen reicht ein Pizzakarton mit Trigger.

Aber um es gleich zu sagen, mit dem Alesis DM10 oder einem der besseren Roland-Module kann das Millenium-Modul nicht wirklich mithalten. Da hat das Alesis schon in der Grundausstattung bei den Standard-Sets bessere und natürlichere Klänge an Bord.
Von Roland-Modulen will ich hier gar nicht weiter sprechen, da ist das 20er noch ein ganzes Stück besser, aber vom Preis her in einer Liga angesiedelt, bei der man sich eher heftig an den Kopf tippen möchte. Da leistet das Alesis DM-10 als Flaggschiff dieses amerikanischen Herstellers fast schon Vergleichbares und das zu einem Bruchteil des Preises. Aber wie gesagt: Die billigeren Module von Millenium können auch was, nur eben nicht das, was Alesis und Roland können.

So liegt also, wenn wir das bisher Gesagte als Grundlage nehmen, die Idee sehr nahe, sich aus den Komponenten eines bezahlbaren Alesis DM-10-Sets ein wirklich spitzenmäßiges Set zusammenzustellen und durch hervorragende Komponenten zu erweitern.

Bereits in einer vorherigen Folge dieser Artikelserie habe ich beschrieben, wie man die Plastik-Mylar-Felle der Original Alesis-Pads gegen Roland-Felle austauscht und wie man sinnvollerweise den inneren Aufbau der Drums so verändert, daß man ein sehr gutes Spielgefühl hinbekommt.

In einer anderen Folge habe ich dann erklärt, wie man das Set um eine Standard-Snare im üblichen 14-Zoll-Format erweitert und heute möchte ich beschreiben, wie man die Toms nun gegen richtige Toms austauschen kann.

Gewählt wurde diese Tom aus der Millenium 500er-Serie:

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(Bild: thomann.de)

Diese Tom kostet nur 39 Euro. Wen ein sehr knappes Budget plagt, der findet ein nahezu baugleiches, etwas „dünner“ verarbeitetes Modell in der 200er-Serie von Millenium-Thomann für 29 Euro.

Diese Tom hat die Ausmaße 10″x9″, die Schlagfläche ist also 10″ groß und die Trommel ist 9″ hoch.
Damit ist die Fellfläche z.B. so groß wie die Snare des Alesis DM-10-Sets und viele Pads von Roland und Yamaha. Für die Toms werden von den Herstellern der E-Drums-Kits aber oft 8″-Pads eingesetzt, aber wir wollen ja ein möglichst realistisches Spielgefühl mit annehmbaren Radien bei den Fellen.

Nun muß man ein bißchen aufpassen. Denn es gibt ebenfalls sehr günstige Floortoms bis 16″ Durchmesser und gleichermaßen günstige Hängetoms in Größen bis 13″ und 14″. Da könnte man ja auch die Idee kommen, sich diese zu bestellen und umzurüsten.
Gleich vorneweg: Jau, das geht natürlich auch, jedoch wird das teurer und es ergibt sich ein Platzproblem am Rack.

Das von mir verwendete Alesis-Rack (wie die meisten anderen auch) ist auf die 8″-Tom-Pads mit ihren geringen Ausmaßen ausgelegt und nicht für 9″ oder 10″ lange Hängetoms. Passt man hier nicht auf, wird es am Ende zu eng am Rack.

Will man aber eine halbwegs brauchbare, professionelle Größe, so ist das ideale Maß eine 10″ Spielfläche. Gerade bei der Floortom kommt man in Versuchung eine 16″-Variante zu kaufen, jedoch wird man als E-Drummer erschreckt sein, wie groß das Teil ist und man wird keinen Platz innerhalb des Racks finden, um sie sinnvoll auf den Boden zu stellen. Immer vorausgesetzt, man will sich und das Rack und das Aufbauvolumen nicht ausdehnen. Wem das egal ist, der kann natürlich auch eine Floortom nehmen.

Hier die umgebaute Millenium MX500 10-Zoll-Tom am Alesis-Rack:

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Nebenbei bemerkt: Ich habe die Trommel auch als akustische Trommel mal ausprobiert und muß sagen, daß Thomann hier für einen kleinen Preis etwas ganz Ordentliches abliefert. Gibt man sich Mühe beim Stimmen der Felle, bekommt man eine Trommel, die mit wesentlich teureren Modellen mancher Markenhersteller durchaus mithalten kann. Das gilt umso mehr, wenn man bessere Felle von Remo einsetzt.

Als Meshhead habe ich ein dunkles von tdrum gewählt, weil ich diese hier quasi als Floortom-Ersatz eingesetzte Tom nicht so wahnsinnig oft schlage, wie beispielsweise die Snare. Vor der Montage des Mesheads muß natürlich das transparente Originalschlagfell runter. Ich sag’s nur, weil jemand mir neulich schrieb, sein Snare-Umbau sei so laut. Der Mensch hatte das Originalfell unter dem Meshhead gelassen und den Snareteppich nicht entfernt…

Bevor man die neue Tom nun ans Rack hängen kann, muß man erst einmal eine Halterosette montieren. An der Tom befindet sich nämlich nur eine Dornaufnahme für Standard-Tom-Halterungen und nicht für die L-Rods, wie sie an E-Drum-Racks verbaut sind.
Ich habe eine von Gibraltar gewählt und genau gegenüber der Signetplatte von Millenium auf gleicher Höhe mit den oberen Böckchen angebracht. Dazu muß man zwei Löcher in den Kessel bohren. Geärgert hat mich, daß die Schrauben von Gibraltar wahnsinnig kurz bemessen sind und man dann mit einem Schlitzschraubenzieher (!) sehr von innen drücken muß, um das Gewinde zu packen zu kriegen.

Bevor das Meshhead drauf kommt, lege ich noch eine etwa 12″ große Scheibe aus Schaumstoff auf das etwas entspannte untere Resonanzfell.
Schaumstoff gibt es zu horrenden Preisen im Fachhandel oder für kleines Geld als 2-4 cm dicken Matratzenschoner im Bettengeschäft. Ich habe 5 Euro für einen 1×2 Meter großen Matratzenschoner ausgegeben und schneide die Platten für alle meine Projekte daraus.

Zur Montage der Tom muß man den L-Halter am Rack nach unten drehen, sonst kommt die Tom sehr hoch.

Als Trigger kommt nur der Pro-Trigger von ddrums in Frage, den ich oben links auf 11 Uhr montiert habe, wo nicht meine bevorzuge Schlagrichtung ist.
Übrigens: Ich habe den Mono-Trigger verwendet und auf das Abnehmen des Rim-Sounds verzichtet. Ich brauche an einer Tom keine Kuhglocke oder Hundegebell als Sound auf dem Rand. Wenn ich versehentlich oder absichtlich auf den Rand schlage, dann will ich den Rand hören und keinen aberwitzigen Soundeffekt wie einen Gong oder eine Autohupe.
Das Triggermodul wird dadurch 10 Euro günstiger, man muß aber im Soundmodul den Rim-Trigger abschalten (Sensitivity auf 0 stellen).
Will man wirklich noch eine Kuhglocke oder irgendeinen Percussion-Effekt, dann ist es bei mir so, daß ich den nicht auf dem Rand einer Tom erzeugen will. Dann hänge ich mir irgendwas ans Rack, auf das ich draufhauen kann und das diesen Impuls dann an das Soundmodul leitet. Hat man nämlich seine Toms alle mono verkabelt, kann man an die Eingänge des Drum-Moduls mit einem günstigen Y-Kabel noch viele weitere Pads und Percussion-Elemente anhängen.

Der Umbau dauert, wegen der Montage der Gibraltar-Rosette, etwa 20 Minuten, dann hängt die neue 10″-Tom.

Bei der Einstellung der Triggerwerte im Modul muß man etwas herum probieren, dann findet man schnell eine passende Einstellung.
Das Spielverhalten ist traumhaft. Die Größe mit 10″ ist super gut und die Länge von 9″ passt so gerade noch gut ans Rack.

Hier auf diesem Foto sieht man den derzeitigen Komplettaufbau:

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Im Vordergrund die neulich umgerüstete Millenium Metall-Snare-Drum, darüber das original Alesis Snare-Pad, das mir jetzt als Tom 1 dient. Als dritte Trommel hier mal ein 10″-Pad aus der Thomann-Millenium-Meshhead-Serie, das seinen zweck erfüllt, aber kein Traum ist. Ich probiere hier mal ein anderes Fell, mal sehen.
Ganz rechts im Bild die neue Hängetom und links daneben eines der 8″-Pads die normalerweise von Alesis als Toms vorgesehen sind.
Man erkennt: Es wird schon eng am Rack.

Aber wenn man eine Snare mit eigenem Ständer verwendet, kann man den Snare-Arm des Racks demontieren und gewinnt so nach links hinüber Platz. Platziert man dann die Bass-Drum günstig, kann man sich innerhalb des Racks noch besser ausdehnen als zuvor.
Insgesamt schwebt mir vor, alle Toms auf die hier beschriebene Weise umzurüsten. Ich werde berichten.

Lesen Sie auch: Umbau einer akkustischen Snare.

 


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In dieser Rubrik geht es um meine Hobbys und Bastelprojekte. Du findest hier Berichte über meine Projekte, Anleitungen, Fotos und Empfehlungen.

Meine Interessen sind vielfältig und die Schwerpunkte wechseln von Zeit zu Zeit. Auch die Themen Aquaristik und eventuell Fotografie finden hier ihr Zuhause.

Lesezeit ca.: 14 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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