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Satire

Begrüßungsrituale wie in der Bronx

Kuesschen Pixabay

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Wir leben hier in Deutschland, im so genannten Abendland und da gehört es meiner Meinung nach immer noch zum guten Ton, wenn man sich zur Begrüßung die Hand reicht.
Ich will jetzt nicht dafür plädieren, daß jeder jedem kräftig die Hand schüttelt, wenn man sich trifft. Es mag genügend Situationen geben, in denen ein freundliches Kopfnicken oder ein Hallo völlig ausreichen.
Aber wenn man nun in eine Situation gerät, in der die Hände geschüttelt werden, dann bemerke ich eine (nicht ganz neue) Mode, die immer mehr um sich greift.

Man streckt dem Gegenüber die Hand zum Gruß hin und der ergreift sie, rutscht aber gleich mit seiner Hand nach oben und umgreift mit seiner Faust den Daumen. Es ergibt sich der Buddy-Gruß, wie man mir sagte.
Buddy? Das ist Amerikanisch und bedeutet soviel wie Kumpel.
Ah ja, also sind Leute, die meine Faust umschließen, meine Kumpel, sie wollen also dadurch eine besondere Verbundenheit ausdrücken, die über das bloße Händeschütteln hinausgeht.

Nun kennt man von Freimaurern und anderen Logenbrüdern ja, daß diese einen gewissen Griff beim Händeschütteln verwenden, den nur ein Gleichgesinnter und ebenfalls Eingeweihter zu erkennen vermag und dann auf die gleiche Weise erwidert.
So kann man, ohne die Person vorher gekannt zu haben, herausfinden, wer auch noch zum Zirkel der Eingeweihten gehört und sich dann vielleicht gemeinsam der Weltverschwörung hingeben.

Allerdings wollen manche Leute auch von mir mehr als nur einen Händedruck oder den Buddy-Kumpelgruß. Nach der ersten Verschränkung der Hände, greifen sie nach meinen Fingerspitzen, ziehen mit ihren eingehakten Fingerspitzen daran, dann ballen sie die Hand zur Faust und drücken sie gegen meine Faust, um sie dann noch einmal oben auf meine Faust zu setzen …
Und das gibt es in mannigfaltigen Variationen, mal verbunden mit einem „Hei, Alter!“ oder einem „Jo, jo, Man!“ oder so irgendwie …
Gerne auch will der Gegenüber noch High-Five machen, eine ebenfalls aus Amerika stammende Geste, bei der erwachsene Leute, wie Kindergartenkinder, ihre hochgereckten Hände gegeneinander klatschen.

Ich muß sagen, daß ich immer versuche, diese Ritualwünsche meiner Freunde irgendwie zu erfüllen, aber so geschmeidig, wie das manchmal im Fernsehen aussieht, ist das nie. Aber wir sind ja auch keine Farbigen, die um eine brennende Tonne herumstehen und Rappmusik hören.

Wenn ich einen guten Freund, oder sagen wir meinetwegen auch einen guten Kumpel längere Zeit nicht gesehen habe, dann umarmt man sich gegebenenfalls auch mal. Männer klopfen sich dabei auch schon mal auf den Rücken.
Frauen begrüßen sich eher, indem sie sich links und rechts ein Küßchen auf die Wange hauchen.
Woher aber bitte kommt die Sitte, daß auch viele Männer einen auf die Wangen küssen wollen? Aus Frankreich natürlich! Von da kommt nicht nur das geschmacksbefreite Stangenweißbrot sondern auch die Sitte des Begrüßungsküßchens.
Es wird dort „Bise“ genannt und ist, wie sollte es auch anders sein, gar nicht mal exakt in seinem Ablauf festgelegt. „Das französische Begrüßungsritual ist eine Wissenschaft für sich. Dabei gibt es feine Differenzen in Bezug auf Nähe, Distanz und lokale Herkunft: In Frankreich wird unterschiedlich oft geküsst, dass heißt, in Paris küsst man sich zweimal, auf dem Land dreimal und im Süden sogar bis zu viermal. Wer sich unsicher ist, wartet am besten, bis der andere auf ihn zukommt, denn man küsst ja nicht jeden. In vertrauten Kreisen wie etwa auf einem Fest küssen sich die Frauen, die Männer reichen sich meist die Hand. Schwierig auch: Bei welcher Backe fängt man an? Meist küsst die rechte Wange die rechte des Gegenübers. Wer ganz diskret ist, küsst „aneinander vorbei“, unter Vertrauten kann es auch mal einen richtigen Schmatzer geben. Am Besten ist jedoch ein zarter Kuss, der an die Wange gehaucht wird.“ (Quelle: Focus)

Nun war ja diese Gegend hier immer mal wieder französisch und so mag es sein, daß sich diese Form der Begrüßung einfach seit langem gehalten hat, abgeschaut von den französischen Besatzern, vom französisch parlierenden Adel oder vielleicht auch eingeschleppt über die nahe Grenze zu den „französischen“ Gegenden Elsaß und Saarland. (Ach nee, die Saarländer haben ja wir.)

Nun bin ich immer gut rasiert und lege auch gerne ein freundliches Duftwässerchen auf. Das mag die Allerliebste so. Aber irgendwie widerstrebt es mir, besonders bei Treffen in Gaststätten von beinahe jedem angeknutscht zu werden.
Ganz abartig finde ich die Verrussung des des Franzosenkusses.
Russen küssen sich ja angeblich immer direkt auf den Mund. Honecker und Breschnew sollen es sogar mit Zunge gemacht haben …
Den verrussten Franzosen nenne ich einen Begrüßungs- oder Abschiedskuss, der wie ein frazösischer Bise beginnt, aber bei dem dann die Lippen auf den Lippen landen.
Was soll das denn bitte sein?

Komische Sitten, finde ich.


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Satire

Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde.

Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht), vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Wilhelm 3. Februar 2020

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