DIREKTKONTAKT

Uncategorized

Abzocke, Betrug und Mogelei

Dreibeinblog Placeholder11

Wilhelm Entenmann nimmt in Schoggo-TV zum allgemeinen Werteverfall Stellung.

In seinem Blog lesen wir u.a.:

Die Ehrlichkeit in Deutschland nimmt ab und Trickserei, Betrug, Abzocke, Diebstahl, Mogelei und Schmarotzerei gerät zum neuen Volkssport einer Nation… Der Spiegel schreibt:

(Die)…Universität Halle ist von den Resultaten nicht überrascht. Das gesellschaftliche Klima, bestimmt vom wenig ethischen Verhalten vieler Wirtschaftsunternehmen, lege den Menschen gewissermaßen Rücksichtslosigkeit nahe: “Der Bürger beobachtet, wie Unternehmen agieren, und hat das Gefühl, das sei eben normal.” Gigantische Managergehälter, betrügerische Verträge, feindliche Übernahmen, Tricks im Kleingedruckten – die Enrons dieser Welt sind mit Schuld am moralischen Verfall…

Ja, die zynischen Typen da oben, die machen es uns ja vor. Nichts richtig recht schaffen wollen und sich dann bequem am sauer verdienten Geld anderer Leute zynisch selbst bedienen – das ist voll Abzocke und Schmarotzerei auf Kosten jener Bürger, welche sich noch in Rechtschaffenheit und Fleiß üben, kurz voll die Dummen und Gelackmeierten sind. Da fühlt man sich doch echt voll verarscht!


Als konkretes Beispiel könnte man sich einmal über die Versicherungen unterhalten. Schon mein Vater, der zeitlebens rechtschaffen, fleissig und ehrlich war, hatte ein gestörtes Verhältnis zu Banken und Versicherungen. Seine Warnungen vor den „geldgeilen Beutelschneidern“ klingen mir heute noch in den Ohren und haben mich beispielsweise davor bewahrt, an der Börse mein Geld zu riskieren. Wie war das denn vor etwa 10 Jahren? Auf einmal war doch jeder an der Börse. Sogar unsere esoterisch angehauchte Nachbarin, die sogar Angst vor Taschenrechnern hat, wollte plötzlich ihr Geld an der Börse anlegen. Nur die Tatsache, dass sie sehr starken Mundgeruch hatte, bewahrte mich davor, Schuld an ihrer späteren Pleite zu sein. Sie hatte nämlich vor, jeden Tag mal eben in meinem Büro vorbeizukommen, um dann an einem meiner PCs ihre Börsengeschäfte tätigen zu können. Mich störte ihr Mundgeruch (riechen alle Vegetarier so?), deshalb ließ ich mir allerlei Ausreden einfallen und sie verzichtete dann darauf.
Schließlich ließ sie sich vom Versicherungsmann ihres Vertrauens beraten und steckte das ganze Geld aus ihren Lebensversicherungen und Rentenfonds in eine Super-Anlagemöglichkeit mit paraguayanischem Fischöl, oder so.
Jedenfalls schrumpften ihre 65.000 Euro (ja, soviel bekommt man wohl zusammen, wenn man kein Fleisch isst) auf lächerliche 9.000 Euro zusammen und noch heute korrespondiert sie mit dem Konkursverwalter irgendeiner dubiosen Anlagegesellschaft. Immerhin hat sie statt der versprochenen 20 % Rendite fast 85 % bekommen, nur eben in Form eines Verlustes…

Nee, von Banken und Versicherungen halte ich nichts und immer wieder wenn ich mit denen etwas zu tun habe, wird diese meine Einstellung bestätigt.

Kommen wir zu den Versicherungen zurück. Was zeichnet denn eine Versicherung aus, wenn man mal einen Schaden meldet? Nun? Ganz klar, die Antwort, die die meisten geben, lautet: Die wollen nicht bezahlen.

Klar, es ist die Aufgabe einer Versicherung, die Solidargemeinschaft vor Schaden zu schützen und unberechtigte oder betrügerische Forderungen abzulehnen. Deshalb muss jeder einzelne Schadensfall überprüft werden. Was die Gesellschaften aber treiben und mit welchen aberwitzigen Begründungen berechtigte Forderungen abgelehnt werden, ist meiner Meinung nach oft am Rande des Unmoralischen.

Wenn jemand hingegen einmal positive Erfahrungen mit einer Versicherung gemacht hat, dann doch nicht deshalb, weil die ihm einen Gefallen taten oder ihm etwas schenkten, sondern einzig und allein, weil die ihrer einzigen Aufgabe problemlos nachgekommen sind, nämlich rasch und unbürokratisch zu bezahlen.

Das bedeutet, wir sind schon dann zufrieden und fühlen uns zu Lob ermutigt, wenn eine Versicherung einfach nur die ganz normalen und berechtigten Erwartungen erfüllt. Aber genau das ist nicht die Regel.

Man kennt das aus fast jedem Krimi oder Thriller im Fernsehen. Das Szenario ist Folgendes: Der Protagonist findet eine Leiche. Die hat er nichtmals selbst totgemacht, sondern einfach nur gefunden. Aber er ist sich sicher, dass ihm niemand glauben wird und statt die Polizei zu rufen, beginnt er nun die Leiche verschwinden zu lassen.

Und genau so reagieren mittlerweile immer mehr Versicherungskunden. Es entsteht ein Schaden, der normalerweise versichert wäre. Weil man aber weiß, dass die Versicherung, wie immer, Schwierigkeiten machen wird, werden nun noch Freunde oder Bekannte eingespannt, um einen Fall zu konstruieren, der nach Meinung der Betroffenen, bei der Versicherung mehr Eindruck hinterlassen soll. Es wird ein absolut unnötiger Versicherungsbetrug begangen.

Gefördert wird Versicherungsbetrug auch durch die mannigfaltigen Selbstbeteiligungen. Man kennt das ja: Da bekommt man eine Versicherung etwas billiger, wenn man sich verpflichtet alle oder wenigstens den ersten Schaden bis zu einem bestimmten Betrag selbst zu bezahlen.

Die Aktuare haben natürlich die Höhe der Selbstbeteiligung so genau berechnet, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass normale Schäden darüber liegen.
Man zahlt also das ganze Jahr oder vielleicht jahrelang in die Versicherung ein und hat somit im Laufe der Zeit eine Summe bezahlt, die um ein Vielfaches über dem liegt, was aktuell an Schadenssumme vorliegt. Und jetzt soll man das selbst bezahlen, nur weil man irgendwann eine Selbstbeteiligung vereinbart hat, die einem nur ein paar Euro einsparte, was man jetzt bitter bereut? Da liegt es doch auf der Hand, dass viele nun hingehen und alles daransetzen, um den Schaden künstlich so aufzublähen, dass die Versicherung doch bezahlt.

In einem anderen Fall sieht es so aus, dass die Gesellschaften für ein bestimmtes Schadensbild bezahlen und für ein anderes nicht. Wenn einem beispielsweise ein herumstreunender Jugendlicher die teuere, elektrische ausfahrbare Autoantenne abknickt, entsteht ein Schaden von sagen wir 150 Euro. Die Teilkasko-Versicherung muss aber für solchen Wandalismus nichts bezahlen. Reißt man nun selbst noch die abgeknickte Antenne ab und wirft sie in den Straßengraben, dann bleibt der Schaden bei 150 Euro, nur handelt es sich jetzt um einen Diebstahl und die Gesellschaft muss zahlen.

Durch solche weltfremden Bedingungen werden die Kunden quasi zum Versicherungsbetrug getrieben.

Oft ist es auch so, dass beim Eintritt eines Schadens schon absehbar ist, dass die Gesellschaft nicht den vollen Betrag des entstandenen Schadens zahlen wird. Das ist z.B. dann der Fall, wenn nach Zeitwert abgerechnet wird. Da sollte man seine Hausrat-Police mal ganz genau studieren! Denn wenn die Hütte abbrennt, ist einem ganz sicher nicht damit geholfen, wenn man den Zeitwert eines 10 Jahre alten Fernsehers oder Kühlschranks ersetzt bekommt. Fakt ist, man hatte einen funktionierenden Fernseher oder Kühlschrank und genau das möchte man möglichst 1:1 ersetzt haben. Bekommen wird man aber nur zusammen 65 Euro, mehr ist das alte Zeug nach den Tabellen der Versicherungen nicht mehr wert. Entweder man sorgt vorher dafür, dass man ausreichend versichert ist (Neuwertregelung!) oder man wird kriminell und mogelt den wirklichen Schaden soweit nach oben, dass es dann unterm Strich wieder langt.

Interessanterweise ist es aber so, dass die Versicherungsvertreter und -makler ja in der Regel unsere ersten Ansprechpartner sind. Sie erklären uns die Versicherungen ganz genau und können uns das Blaue vom Himmel versprechen und uns die Hucke volllügen, dass sich die Balken biegen.
Wer von uns kennt sich schon genügend aus, um überprüfen zu können, ob die Versprechungen des Vertreters stimmen? Und wer liest oder versteht die 48-seitigen Versicherungsbedigungen denn schon ganz genau?
Kommt es dann zu einem Schadensfall, stellt es sich oft genug heraus, dass alles doch ganz anders ist, als es der Vertreter einst versprach. Nur beweisen kann man das nicht und die Gesellschaften übernehmen für das Balkenbiegen ihrer Vertreter keine Haftung. „Es gelten die ausgehändigten Versicherungsbedingungen, Nebenabreden bedürfen der Schriftform.“

Die Paläste der Versicherungsgesellschaften werden immer größer, höher und schöner, die Gehälter der Manager wachsen ins Unvorstellbare und das alles letztlich von unserem Geld.
Braucht man dann wirklich einmal die Versicherung, verschanzen die sich hinter Gutachten, Bestimmungen und letztlich Ausreden, um sich vor dem Zahlen zu drücken.

Um es klar zu sagen: Ich bin gegen jede Form von Versicherungsbetrug und würde so etwas weder machen, noch jemanden dazu anleiten oder auffordern. Aber mich wundert es inzwischen nicht mehr, dass es vielen so geht, wie dem oben beschriebenen Leichenfinder.

Wer mehr über das spannende Leben der Aktuare wissen möchte, sollte mal einen Blick in das Forum der freien Aktuare werfen. Da brummt das Internet!


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

Uncategorized

Die Artikel in diesem Weblog sind in Rubriken / Kategorien einsortiert, um bestimmte Themenbereiche zusammenzufassen.

Da das Dreibeinblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.

Deshalb stehen rund 2.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 9 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

Lesen Sie bitte auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments



Rechtliches


0
Would love your thoughts, please comment.x
Skip to content